Daft Punk ist ein Musik-Duo aus Frankreich, das sich der elektronischen Musik verschrieben hat.
Zwei Superhits von Daft Punk kennst du garantiert :
- Get Lucky (2013)
- One More Time (2000)
Hinter dem Bandnamen Daft Punk stecken Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo.
French-House als neues Genre
In den späten 1990er Jahren prägen beide Künstler maßgeblich den French-House. So wird der House-Musikstil bezeichnet, der vor allem aus Frankreich kommt. Für French-House sind Filter-Elemente typisch, die einzelne Tonspuren der Musik teilweise komplett wegfiltern.
Im Jahr 2013 veröffentlichen Daft Punk das vierte Studio-Album „Random Access Memories“. Darauf befindet sich das Lied „Get Lucky“. Diese Zusammenarbeit mit Pharrell Williams und Nile Rodgers entwickelt sich zu einem weltweiten Superhit.
Futuristische Motorradhelme sind das Markenzeichen des Duos.
Daft Punk – Helm over Hero
Wer bei Konzerten und in Videos den Kopf hinter Motorradhelmen, Halloween-Masken oder Papiertüten versteckt, scheint noch nie besonderes Interesse daran gehabt zu haben, viel über sich selbst preis zu geben.
Die Geheimnistuerei macht neugierig: Wer verbirgt sich hinter „Daft Punk“?
Ihre Roboterhelme sind mittlerweile Spezialanfertigungen mit LED-Schriftzügen, unter eigenem Copyright. Die Herstellung der klimatisierten Helme kostet angeblich über 65.000 US-Dollar. Über die Jahre sind sie zu Markenzeichen von Daft Punk geworden.
Das Duo, bestehend aus Thomas Bangalter (1975) und Guy-Manuel de Homem-Christo (1974), hat mehrfach deutlich gemacht, dass Musik das Persönlichste ist, was sie der Welt von sich geben können. Sie selbst seien, im Vergleich dazu, zu „langweilig“.
Stimmt das wirklich?
Wenn Daft Punk im Jahr 2013 auf dem Album „Random Access Memories“ mit „Giorgio by Moroder“ den weltberühmten Komponisten und Producer schildern lassen, wie seine Passion für die Musik dazu führte, dass er Musikgeschichte schrieb, ist das schließlich auch nicht langweilig.
Sicher falsch ist jedenfalls, dass Daft Punks Helme ins Spiel kamen, nachdem es im Jahr 1999 einen Unfall gab und ein Arzt kommen musste, der zur bestmöglichen Rekonstruktion der menschlichen Herzen einen Chip einpflanzte, die Vergangenheit der beiden Franzosen zu großen Teilen ausradierte und damit Daft Punk als Mischwesen aus Mensch und Maschine erschaffen habe.
De Homem-Christo erklärt die Helme zwar selbst so. Das dürfte jedoch nur ein Beweis für seinen trockenen Humor sein, der ihm nachgesagt wird.
Eine andere Erklärung wird der Wahrheit wesentlich näherkommen. Die Helme seien kein Marketing-Gag, sondern eine bewusste Anspielung auf den „Sci-Fi-Glamour“ von Kiss, Kraftwerk oder David Bowies Bühnen-Alter Ego „Ziggy Stardust“.
Fakt ist: Die Helme haben bewirkt, dass Daft Punk trotz ihres weltweiten Erfolgs und ihrer enormen Bekanntheit weiterhin relativ unerkannt leben können. Und das in den Hollywood Hills von Los Angeles, wo die Paparazzi jeden Winkel überwachen.
Schulfreude, die gemeinsam Homework machen
Kennengelernt haben sich Bangalter und de Homem-Christo auf ihrer gemeinsamen Schule, der Pariser Lycée Carnot.
Während einer Klassenfahrt, in der achten Klasse, erdachten sie ihre ersten gemeinsamen Songs. Als sie aus Pompeji wieder zurück in Paris waren, nahmen sie die Lieder mit einem Casio-Keyboard auf.
Sowohl Thomas als auch Guy-Manuel stammen aus wohlhabendem Elternhaus. Ihre Eltern legten viel Wert darauf, dass die Kinder schon früh Klavier und Gitarre spielen lernten. Das gefiel den angehenden Musiker nicht besonders. Die investierte Zeit sollte sich später aber auszahlen.
Bangalters Vater, selbst Komponist, Musik-Autor und Manager, lebte in einer großzügigen Wohnung in Montmartre. Dort hingen Bangalter und de Homem-Christo fast jeden Tag nach der Schule ab, um Horrorfilme wie das „Texas Chainsaw Massacre“ anzusehen.
Daniel Bangalter überließ es seinem Sohn den Familiennamen berühmt zu machen. Unter seinem Pseudonym Daniel Vangarde schrieb und komponierte Thomas Vater über 1.300 Lieder. Bleibt eine spannende Frage, ob er in Summe nicht vielleicht sogar mehr Schallplatten verkauft hat als sein Sohn.
De Homem-Christo kommt aus einer traditionsreichen Familie mit portugiesischen Wurzeln. In Portugal sind nach Guy-Manuels Vorfahren sogar Straßen benannt. Seine Eltern führten eine Werbeagentur in Paris.
Allerdings ist die Familiengeschichte nicht ganz unbelastet. Ein Urgroßvater war ein persönlicher Freund des italienischen Diktators Benito Mussolini. Und eben dieser Schriftsteller Francisco Manuel Homem Cristo Filho schrieb zu Mussolinis Ehren das Buch „Erbauer der Zukunft“. Das war im Jahr 1923.
Aber, wir schweifen ab. Zurück zu den Anfängen von Daft Punk.
Darlin – Anfänge als Trio
In ihren Teenagerjahren gründeten Bangalter und de Homem-Christo zusammen mit dem Gitarristen Laurent Brancowitz die Indie-Rockband „Darlin“. Als Trio traten sie in Paris auf.
Brancowitz erzählt, dass de Homem-Christo mit langen, strähnigen Haaren in einem Pelzmantel herumgelaufen sei und seine Habseligkeiten in einer Plastiktüte transportiert habe. Bangalter erinnert sich, dass Guy-Manuel wegen seiner langen Haare in Diskotheken für seine Freundin gehalten wurde.
Allerdings erzielten die drei Jungs schon einiges an Reichweite. Immerhin berichtete das britische Musikmagazin Melody Maker über „Darlin“. Im Bericht wurde eine Beach Boys-Coverversion des Trios als „Daft Punk“ verspottet.
Bangalter und de Homem-Christo übernahmen diese Beschimpfung kurzerhand für ihr Projekt. Daft Punk war geboren. Das mussten sie als Duo weiterführen, weil Brancowitz die Band verließ.
Digital Love
Angeblich motivierten dann die Mädels einen musikalischen Szenenwechsel. Die Indie-Rocker verschlug es zu den Pariser Underground-Raves: Die Raver-Girls hätten einfach besser ausgesehen.
Als er mit der Schule fertig war, machte sich Bangalter alleine auf eine dreiwöchige Reise nach New York.
In Manhattan besuchte er jede Nacht die berühmten Clubs wie N.A.S.A. oder Sound Factory. Dort hörte er Junior Vasquez auflegen. Daraufhin beschloss er im Jahr 1993 später einmal nach New York ziehen zu wollen.
Zu seinem 18. Geburtstag bekam Bangalter 1.500 Dollar geschenkt. Das Geld investierte er umgehend in Synthesizer, Drum-Machines und Sampler.
Sein Schlafzimmer funktionierte er zum Homerecording-Studio um. Und zusammen mit de Homem-Christo erschuf „Daft Punk“ die ersten Aufnahmen.
Knapp ein Jahr später, am 11. April 1994, nahmen sie beim schottischen Label Soma die erste Single „The New Wave“ auf.
Ein Jahr später folgte die Single „Da Funk“. Dieses Lied entpuppte sich im Jahr 1995 als erster Hit der Band. Damit katapultierten sich Daft Punk auf Platz 7 der französischen Charts.
Spätestens jetzt buhlten die Major Labels um die Gunst des Duos.
Doch es dauerte knapp zwei Jahre bis der erste Longplayer „Homework“ schließlich bei Virgin Records erschien. Seit Januar 1997 ging diese LP weltweit mehr als 1,2 Millionen Mal über die Ladentheke.
Auf dem Album „Homework“ befindet sich übrigens auch der Hit „Around the World“. Damit bepackt, starten Daft Punk ihre erste Welttournee „Daftendirekt“.
Thomas Bangalter hatte allerdings nicht nur ein Eisen im Feuer. 1995 gründete er das Plattenlabel Roulé.
Dort veröffentlichte er den legendären House-Track „Music Sounds Better With You“. Dafür sampelten sie den Chaka Khan-Song „Fate“. Hinter dem Namen Stardust stand der Label-Besitzer Thomas Bangalter sowie Alain Quême und Benjamin Cohen.
Alain Quême veröffentlichte unter seinem Künstlernamen Alan Braxe später den Song „Running“ zusammen mit Fred Falke. Und DJ Falcon aka Stéphane Quême ist wiederum der Cousin von Alain Quême. Und zusammen mit DJ Falcon produzierte Bangalter den House-Klassiker „Together“.
Die französische Welt der House-Produzenten scheint ein ziemlich eingeschworener Haufen zu sein. Mich wundert nur, dass der Name David Guetta niemals bei meinen Recherchen aufgetaucht ist.
Allerdings deutet sich mit dem Siegeszug des French-House gleichzeitig ein vorläufiges Ende des weltweiten House-Hypes an.
Daft Punk lassen sich davon nicht beirren.
Im November des neuen Jahrtausends schießt der Song „One More Time“ in die europäischen Charts. Selbst in den USA hält sich das Lied ganze 16 Wochen in den Charts. In England sind es nur zwölf Wochen, dafür klettert „One More Time“ bis auf Platz zwei.
Dieses Lied soll für lange Zeit der kommerzielle erfolgreichste Hit von Daft Punk bleiben. Von „One More Time“ werden vier Millionen Einheiten verkauft. Die Single gewinnt im Jahr 2001 den Dance Music Award in der Kategorie „Radio Dance Hit“. Daft Punk werden mit sechs Mal Gold und einer Platin-Schallplatte für ihre Musikverkäufe geehrt.
Kein schlechter Start für das Nachfolgealbum „Discovery“.
2001 erscheint die erste Version von „Harder, Better, Faster, Stronger“, die im weiteren Verlauf ihrem Namen alle Ehre macht.
In der gereiften Version von 2007 gewinnt die vierte Singleauskopplung aus „Discovery“ noch acht Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung den Grammy Award for Best Dance Recording.
2002 veröffentlichen Daft Punk die in Birmingham aufgezeichnete Live-Compilation „Alive 1997“.
Human After All – 3. Studioalbum
Im März 2005 ist dann das dritte, in der Rekordzeit von nur sechs Wochen eingespielte Studioalbum „Human After All“ offiziell erhältlich. Monate zuvor war ein Leak im Internet aufgetaucht.
Die erste retrospektiv angelegte „Compilation, Musique, Vol. 1: 1993-2005“ erscheint 2006, bevor Daft Punk Ende des Jahres zu ihrer zweiten Welttournee starten.
Ein Jahr später, im November 2007, genau zehn Jahre nach dem ersten Live-Album, bringen sie die Live-Aufnahme „Alive 2007“ heraus.
Filme und Soundtracks: „Interstella 5555“, „Electroma“ und „Tron“
Daft Punk wollen nicht nur Musik machen. Sie wollen das Leben von Menschen beeinflussen. Genau das haben sie seit dem Jahr 2003 durch atmosphärische, groß angelegte Filme und die von ihnen komponierte Filmmusik getan.
Ein klarer Gegenentwurf zu kurzen Videoclip-Sequenzen ist „Interstella 5555“, ein einstündiger grafischer Manga-Animé, denen die Songs von „Discovery“ als Soundtrack unterlegt sind. 2003 ließen sich Daft Punk die Produktion vier Millionen US-Dollar kosten.
„Interstella 5555 – The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem“ erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Band von einem anderen Planeten. Sie wird von einem irdischen, vom Erfolg besessenen Manager gekidnappt, durchläuft die Torturen einer von ihm erzwungenen Promotiontour, um zum Stern am musikalischen Erdenhimmel zu avancieren, kann sich schließlich aber befreien und in die Heimatgalaxie zurückkehren.
Zeichnerisch umgesetzt wurde der Film vom japanischen Regisseur Leiji Matsumoto. Daft Punk waren schon im Vorschulalter Fans von dessen Captain Harlock.
„Electroma“, uraufgeführt 2006 beim Filmfestival in Cannes, erzählt, wie ein Roboterduo versucht, durch Latexmasken über den Helmen menschenähnlicher zu werden. In der Hitze der Sonne schmilzt ihre Maske dahin.
Wie beim legendären Ikarus, dem die Flügel schmelzen, kommt es zum fatalen Absturz des Programms. Der brennende Roboter zieht in der Schluss-Szene als Burning Man durch die nächtliche Wüste.
Untermalt ist der Film mit Musik von Curtis Mayfield, Brian Eno und Sébastian Tellier, für den de Homem-Christo auch das Album „Sexuality“ produzierte.
Für „Tron: Legacy“ steuerte Daft Punk 2010 den Soundtrack bei. Das dazugehörige Album erschien bei Walt Disney Records.
Ausschlaggebend für ihre Mitwirkung am Remake des Sci-Fi-Klassikers war, dass Daft Punk schon in Kindertagen Fans des Tron-Originals von 1982 waren. Sie wollten herausfinden, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Technologie im Verlauf der Jahrzehnte verändert habe.
Um den Film mit einem klassischen Hollywood-Sound zu versehen, spielte ein 85-köpfiges Orchester-Ensemble die Arrangements zu den Aufnahmen ein.
Up all Night to get Lucky
„Die elektronische Musik sei oft leider nur ein Audio-Energy-Drink“, meint Thomas Bangalter. „Der Zuhörer würde dabei weniger emotional bewegt als einfach nur geschüttelt, damit er sich dabei lebendig fühle.“
Bei elektronischer Musik verlaufe der feine Grat zwischen Qualität und Trash in etwa wie der zwischen Erotik und Pornografie. Schlechte elektronische Musik sei „ohne Tiefe und kratze nur an der Oberfläche“, wie es de Guy Manuel de Homem-Christo formulierte. Gute Dance-Musik zu produzieren kann deswegen auch schon einmal längern dauern.
„Get Lucky“ wurde minutiös über eine Dauer von 18 Monaten aus der Bassline einer Wurlitzer Bass-Gitarre aufgebaut und schlug als Hit vom vierten Studioalbum „Random Access Memories“ dafür aber akkurat so ein wie geplant.
Insgesamt wurden 8,4 Millionen Exemplare verkauft. „Get Lucky“ platzierte sich ab Juni 2013 in 32 Ländern weltweit und 13 Wochen in Folge in den US-Billboard Dance/Electro Charts auf Nummer 1.
Wird es wieder zwölf Jahre dauern, bis Daft Punk zum nächsten Streich ausholen? Das Warten lohnt sich in jedem Fall.
Nach wie vor lebt Thomas Bangalter sehr zurückgezogen. Er ist mit der französischen Schauspielerin Elodie Bouchez verheiratet. Die beiden haben zwei Söhne.
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